Die neue Definition für Fortschritt
Unterschied zwischen Mangel- und Überflussgesellschaft
Eine Gesellschaft in der Mangel herrscht, hat natürlich das Streben nach Wachstum, Maximierung von Ertrag, etc. Im Mangelzustand ist ein kapitalgesteuertes, gewinnorientiertes System eine mögliche Wirtschaftsform. Doch wenn lebenswerte Verhältnisse erreicht sind, alle Bedürfnisse mehr als befriedigt werden, wenn aus Mangel Überfluss wird, dann wird das Gewinn- & Wachstumsstreben zum Selbstzweck des Systems. Es fehlen jegliche Mechanismen zur Stabilisierung auf einem sinnvollen Level. Früher haben große Kriege in Europa immer wieder einen „Reset“ herbeigeführt. Da wir kein Interesse an derlei „Resets“ mehr haben können, fehlen heute Mechanismen, die das System wieder „erden“. An dieser Stelle müssen wir ansetzen, wenn wir mit unserer Lebens- und Wirtschaftsweise nicht weiter unsere eigene Lebensgrundlage zerstören wollen!
Denn in Europa, USA und den modernen Industriestaaten leben wir heute in einer absoluten Überflussgesellschaft. Die Anforderungen und die Herausforderungen für (technischen) „Fortschritt“ sind daher jetzt ganz andere. Wir müssen nicht noch mehr Konsum, noch bessere, noch bequemere Lebensverhältnisse erreichen. Statt dessen alle Kraft und Anstrengung auf neue Fragen fokussieren:
Wie können wir den stetig steigenden Ressourcenverbrauch reduzieren. Die Frage nach sinnvollen Energieträgern und regenerativer Erzeugung sind natürlich auch relevant, jedoch erst im zweiten Schritt! Als Erstes geht es darum, wie der Ressourcenverbrauch in allen Bereichen gesenkt werden kann, angefangen beim Energieverbrauch über Rohstoffe aller Art bis zum Flächenverbrauch!
Die Gesetze des Marktes werden das definitiv nicht regeln, denn den Markt interessiert nicht, ob es der Umwelt, dem Ökosystem Erde gut geht… oder anders gesagt, dieser Faktor wird nicht stark genug im Preisbildungsprozess abgebildet!
Definition von Fortschritt
Unserer aktuellen Herausforderungen machen es überdeutlich: wahrer Fortschritt ist heute nicht die Entwicklung von irrsinnigen Technikspinnereien sondern die Stabilisierung lebenswerter Verhältnisse – die Ausbalancierung unserer Lebensweise mit unserem Lebensraum. Statt der Vision von Leben auf dem Mars sollten sich Multimilliardäre damit beschäftigen, wie auf Erden das Leben bewahrt werden kann.
Ein großer Fortschritt wäre:
• Die Etablierung von Kreislaufwirtschaft, bei der Materialien immer wieder verwendet werden. Ob Möbel, Autos, Haushaltsgeräte oder Unterhaltungselektronik. Alle diese Produkte könnten auf Nutzungszeiten von mind. 20 – 30 Jahre ausgelegt werden. Statt ständiger Neuproduktion müssen Geschäftsmodelle auf regelmäßige Software-Upgrades oder andere Upcycling-Angebote ausgelegt werden. Auch Häuser sollten so gebaut werden, dass die wichtigsten Materialien (Stein, Beton, Holz etc.) möglichst einfach wiederverwendet oder recycelt werden können.
• Flächenschonende, auf das Ökosystem optimierte Landwirtschaft, weg von maschinenintensiven industriellen Monokulturen der Agrarindustrie hin zu kleinskaligen Mischbetrieben oder Permakulturen.
• Die langfristige Begrenzung und Reduzierung der Bevölkerungszahlen weltweit – vor allem in Indien, China und Afrika.
• Diversität im Sinne unterschiedlicher Lebensweisen. Wir müssen wieder lernen uns an die regionalen Verhältnisse unseres Lebensraums anzupassen und nicht umgekehrt.
Es ist höchste Zeit, dass wir uns auf den Weg machen… damit es endlich Fortschritt im Sinne der Bewahrung unserer Lebensgrundlage gibt!
Interessante Videos zum Thema:
[ 3Sat Mediathek: „Wer bezahlt die Zukunft?“ ]
[ ARD Mediathek: Erfolgreich mit Permakultur? ]